Video-Filmkritik zu Alois Nebel: Die Schönheit grauer Töne / Krása šedých tónů (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
„Das lange Warten hat sich gelohnt: „Alois Nebel“ kommt tatsächlich noch in die deutschen Kinos. Vor mehr als zwei Jahren wurde der tschechische Zeichentrickfilm auf dem Festival in Venedig vorgestellt und gefeiert, im Jahr darauf erhielt er den Europäischen Filmpreis in der Sparte Animation.
Man hat selten natürlichere Bewegungen im Trickfilm gesehen. Wobei die Gesichter ganz nach dem Vorbild des Comics auf eine reduzierte Weise modelliert werden, die die Faszination von Jaromír99 für die Holzschnittbücher von Frans Masereel beweist. Gut und böse sind leicht unterscheidbar, und mit dem Titelhelden Alois Nebel, dem Stationsvorsteher von Bílý Potok, haben Rudis und Jaromír99 den Inbegriff eines kleinen Beamten geschaffen, der erkennbar in einer Reihe steht, die mit Hasek und Kafka beginnt und sich bis Hrabal durch die tschechische Literaturgeschichte zieht. „Alois Nebel“ ist wie auch diese Vorläufer keine Farce, sondern Groteske vor denkbar ernstem Hintergrund. Schon den Mut, das immer noch heikle Thema der Vertreibungen nach dem Zweiten Weltkrieg zum Kern einer Geschichte zu machen, ist zu bewundern, und der Name Alois Nebel verweist natürlich auch auf deutsche Abstammung.“
„Dlouhé čekání na film se vyplatilo. Před více než dvěma lety byl tento český animovaný snímek uveden a oslavován na festivalu v Benátkách, rok poté získal Evropskou filmovou cenu. (…) Výpravčí Alois Nebel autorů Jaroslav Rudiše a Jaromíra 99 ztělesňuje postavu klasického malého úředníka, jakou známe od Kafky, Haška nebo Hrabala a která se táhne napříč dějinami celé české literatury. (…) Film je manifestem možností klasické animace. Černá a bílá se tu mísí s nádhernými odstíny šedi, které modelují podzimní a zimní krajinu. (…) Kinozážitek, na který divák jen tak nezapomene.“
(Andreas Platthaus, FAZ, 11.12.2013)